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Grußwort Frühjahr 2025

"Modern Times..."

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

anlässlich einer Familienfeier ergab sich kürzlich ein längeres Gespräch mit den heranwachsenden Enkelkindern über Zukunftsperspektiven, Ausbildungswege, Studienzweige an Universitäten und Hochschulen und dem Standort Deutschland im Vergleich zur übrigen Welt.

Um es gleich vorneweg zu sagen: Wir waren uns alle sehr unsicher!

Die zweite Präsidentschaft von Donald Trump, die von ihm gewollte Zerstörung bisheriger bewährter Strukturen in den USA, das Ersetzen des Beamtenapparates durch sog Chatbots, die politische Enflussnahme des Techmilliardärs Elon Musk, dessen kanadischer Großvater Joshua Haldeman bereits vor 80 Jahren ein „Technocracy Movement“ als Machtübernahmemodell in der Politik forderte,  verunsichert zutiefst!

Für dieses neue Amerika ist unser Europa, in dessen geistiger und kultureller Tradition wir alle groß geworden sind, ein lästiges Gegenmodell, veraltet und das Relikt des letzten Jahrhunderts.

Dem enormen Tempo, das Amerika in puncto Digitalisierung, Technifizierung und Transformation vorlegt, wird sich unser Kontinent und unser Land nicht verschließen können. Unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit nimmt offenbar  täglich ab.

Und so fragen sich unsere Enkel, ob ein geisteswissenschaftliches Studium überhaupt noch Sinn macht oder ob sie mit Erreichen der Hochschulreife nicht lieber „Data Analytics and Statistical Learning“ oder „Applied Artificial Intelligence“ oder „Digitales Rettungsmanagement“ als Krisenmanagement-Akteur im Gesundheitsbereich studieren sollten…

Wie lange werden wir uns dieser Neuen Welt auch im Medizinsektor verschließen können bzw. wollen?

Wie rasant werden Digitalisierung, Transformation und Robotik in den sensiblen Bereichen unserer ärztlichen Tätigkeit Einzug halten?

Wird das Modell einer brandenburgischen Allgemeinpraxis, in der statt einer MFA ein Computerterminal den Patienten begrüßt und anleitet und in der sich der behandelnde Arzt in einer Videosprechstunde zuschaltet, um sich greifen?

Wird eine größtmögliche Wertschöpfung aus dem überwiegend digitalen Arzt-Patienten-Kontakt zum Standard eines effizienzgesteuerten ärztlichen Tuns werden?

Dies alles sind nur einige der vielen brennenden Fragen, die ich mir als älterer Kollege mit großer Nachdenklichkeit stelle.

Unsere neue Bundesregierung ist derzeit noch nicht im Amt, von ihr wird wohl abhängen, inwieweit sich Deutschland seine kulturellen Traditionen bewahren  und zugleich seine  Zukunftsfähigkeit dokumentieren kann!

An uns Ärzten wird es liegen, in all diesen politischen Veränderungen und technologischen Umbrüchen auf den Faktor „Mensch“ hinzuweisen und zu pochen!

Vielleicht wird uns dies auch gemeinsam mit den amerikanischen Kolleginnen und Kollegen aus Wissenschaft, Klinik und Forschung gelingen, die den USA den Rücken kehren und nach Europa auswandern wollen, weil sie unter dem menschenverachtenden Trumpismus um ihre akademische Freiheit fürchten.

Angesichts all dessen bin ich in gespannter - und nicht hoffnungsloser - Erwartung, wie unsere Enkelkinder ihre Chancen ausloten und wahrnehmen werden.

Lassen Sie uns aktiv an dieser Zukunftsgestaltung teilnehmen! Mit österlichen Grüßen!

Ihr Christian Potrawa